Geschichte und Herkunft
Römische Epoche
Die Ursprünge
Archäologische Zeugnisse lassen darauf schliessen, dass das Gebiet von Jongny bereits in der römischen Zeit ein Durchgangsort zwischen dem Rhonetal (Rauraci) und Aventicum, der Hauptstadt des römischen Helvetiens, war. Der «Sentier romain» und der «Chemin romain» könnten Überreste davon sein. Die Strecke verlief über die Flurnamen «Sous-Mont», «Les Friboges» und «Vers les Galley» in Richtung Schloss Attalens.
Gewisse toponymische Hinweise lassen vermuten, dass sich auf dem heutigen Gemeindegebiet eine landwirtschaftliche Anlage befand. Man nimmt an, dass der Besitzer Juvenius, Gallinius oder Gallenius hiess. Der Name Jongny würde dann «dominium Galleni» – «Gutshof des Gallenius» – bedeuten.
Mittelalterliche Periode
Ein herrschaftliches Land
Nach dem Niedergang des Römischen Reiches und den Einfällen der Barbaren tauchen die ersten Erwähnungen von Jongny unter verschiedenen Bezeichnungen auf: Jaunie, Jalnie, Galniei und später Jongnye im Jahr 1373. Die kleine Gemeinschaft verdankt ihre Existenz wahrscheinlich dem früheren römischen Gutshof.
Zur Zeit des Heiligen Römischen Reiches regierte der Bischof von Lausanne über die Region «La Vaux», die sich von Lausanne bis Vevey erstreckte. Er blieb deren Lehnsherr bis zur Ankunft der Berner im Jahr 1536. Über das einfache Leben der Einwohner ist wenig bekannt; es ist jedoch belegt, dass 1443 sechs Männer aus Jongny im Dienst des Bischofs standen. Damals verfügte die Kirche sowohl über weltliche Macht als auch über geistliche Autorität.
Eine dem heiligen Laurentius geweihte Kapelle, die zu Beginn des 14. Jahrhunderts in Betrieb war, gehörte zur Pfarrkirche von Corsier. Ihre Glocke, die heute noch vom Turm des ehemaligen Schulhauses erklingt und als historisches Denkmal eingestuft ist, wurde von einem gewissen Pierre Mouron aus Chardonne gefertigt. Neben einigen Figuren trägt sie folgende lateinische Inschrift: «Sancta Maria plena gratia, sit Dominus et Sanctus Laurentius tecum; te invocamus bis; anno Domini 1504.»
Das 1924 angenommene Gemeindewappen, das die historische Glocke mit dem Herz und den Sternen der ehemaligen Pfarrei Corsier kombiniert, wird wie folgt beschrieben:«In Blau eine Glocke, begleitet oben von zwei Sternen und unten von einem Herz, alles in Silber.»
Berner Periode
Die ehemalige Pfarrei Corsier
Während der Eroberung der Waadt durch die Berner im Jahr 1536 bemächtigten sich ihre freiburgischen Verbündeten von Châtel-Saint-Denis und Attalens, scheiterten jedoch beim Versuch, Vevey einzunehmen. Von da an, an der Grenze zum Freiburger Gebiet, wurde Jongny in das Lausanner Vogteiamt eingegliedert.
Die Pfarrei Corsier wurde von einem «grossen Gouverneur» geführt, der aus den Waadtländer Familien stammte. Sie wurde zu einem administrativen und politischen Bezirk zusätzlich zu ihrer kirchlichen Funktion.
Die Pfarrei bildete eine Burgerschaft, deren Einnahmen den Bedürfnissen aller Kirchbürger dienten. Die Güter wurden in zwei Kassen aufgeteilt. Die erste, «La Paroisse», führte die Ausgaben für öffentliche Gebäude und Wege sowie die Besoldung des Pfarrers und des Lehrers. Die zweite, «L’Hôpital», war für die Unterstützung der Armen oder Bedürftigen zuständig.
In der Nähe der Place du Molard befand sich das Gebäude «La Bourse des Pauvres», in dem bedürftige Bürger untergebracht wurden.
Die Dorfgemeinschaft wurde von einem «kleinen Gouverneur» geführt. Der Kleine Rat mit sechs Mitgliedern musste dem Generalrat Rechenschaft ablegen. Um Einsitz im einen oder anderen Rat zu nehmen, musste man Bürger des Dorfes sein. Die Familien Taverney, Cupelin, Demontet, Dupont, Forestier und Butticaz erwarben unter dem bernischen Regime das Bürgerrecht von Jongny.
1550 zählte man in der Pfarrei Corsier 155 Haushalte mit durchschnittlich fünf Personen. Nur sechs besitzende Familien wohnten in Jongny, und ihr Vermögen war weit geringer als das der Familien aus Corseaux, da Rebland zehnmal wertvoller war als Ackerland.
Zwei Jahrhunderte später ergab eine Untersuchung, dass Jongny 23 Haushalte mit insgesamt 110 Einwohnern zählte. Die schwierigen Lebensbedingungen führten dazu, dass viele Einwohner auf Unterstützung aus der Pfarreikasse des Hôpital angewiesen waren.
Die kommunale Autorität, ausgeübt von einigen wohlhabenden Bürgern, erneuerte sich durch Kooptation. Davon zeugt das Protokoll der Ratsversammlung vom 8. April 1737:
«Die ehrwürdigen Jean François Taverney, Jean Cuppelin, Abram Bron und Jacob Louys Neyroud, Räte des Dorfes, haben – angesichts des Todes von Herrn Claude Taverney, des ersten Ratsmitglieds – es für angebracht gehalten, einen anderen an seine Stelle zu wählen. Da sie jedoch niemanden geeigneter fanden als Jean Samuel Taverney, den ältesten Sohn des genannten verstorbenen Claude, es sei denn, man würde zwei junge Männer ernennen, die jedoch noch nicht in der Lage sind, ihre Funktion wahrzunehmen, weder für öffentliche Ämter noch für andere belastende Aufgaben, und dies aus verschiedenen Überlegungen und Gründen, wurde der besagte Jean Samuel Taverney einstimmig zum Rat des Dorfes gewählt und hat den üblichen und gewohnten Eid abgelegt.»
(Übersetzung aus dem französischen Originaltext)
Am Ende der bernischen Herrschaft, 1798, zählte Jongny etwa 150 Einwohner. Alle lebten von der Landwirtschaft – mit Ausnahme eines Zieglermeisters und eines Arztes.
Jongny im 19. Jahrhundert
Die Gemeinde, ihre Behörden, ihre Bürger
Die revolutionäre Frankreich hatte das Waadtland von der bernischen Herrschaft befreit. Bonaparte begründete die Souveränität des Kantons, der seine Aufnahme in die Schweizerische Eidgenossenschaft beschloss.
Ab 1799 wurde in Jongny eine «Municipalité» eingesetzt. Der Gouverneur genehmigte die Ausgaben für die Getränke, die bei der Einsetzung der dreiköpfigen Exekutive gereicht wurden. Das Protokoll der Einsetzung des Generalrates vom 21. August 1803 berichtet, dass der Bürger Jean François Louis Taverney zum Syndic gewählt wurde. Die Bürger David Louis Butticaz und Jean-Louis Forney wurden als Adjoints des Syndics gewählt.
Der Generalrat mit 15 Mitgliedern blieb bis 1892 im Amt, als der erste Gemeinderat gewählt wurde.
Das Gemeindegebiet, schinkenförmig, umfasst 209 Hektaren. Seine Grenze ist teils natürlich (die Bergère), teils mit Grenzsteinen markiert. Jongny grenzt im Nordosten an Attalens (Kanton Freiburg), im Südosten an Corsier und im Westen an Chardonne.
Ab 1804 verlangten die Gemeinden Chardonne und Jongny die Aufteilung der schlecht bewirtschafteten Pfarreigüter. Die Interessen der oberen und unteren Gemeinden gingen auseinander. Alles führte zur Auflösung der gemeinsamen Pfarrei sowie zur Teilung ihrer Güter und Bürger. Eine Vereinbarung wurde 1816 unterzeichnet und 1828 umgesetzt, was zur kommunalen Autonomie Jongnys führte.
Als Folge dieser Aufteilung entschieden sich rund fünfzig Personen für das Bürgerrecht von Jongny: die Familien Chaubert, Chaudet, Chollet, Leubaz, Richard, Gürtner. Später erhielten weitere Familien – oft Flüchtlinge – ebenfalls das Bürgerrecht.
Trotz der Auflösung der Pfarrei Corsier sorgten weitere Probleme für Unruhe in Jongny, das ähnlich wie Chardonne durch mangelnde Verkehrswege isoliert war. Als Antwort auf ihre Bitte bauten die Waadtländer Behörden 1842 die Strasse Vevey–Châtel-Saint-Denis. Siebzig Jahre später wurde ein Eisenbahnprojekt Vevey–Bulle–Thun, das über das Gemeindegebiet geführt hätte, nie realisiert.
Die neuen Verkehrswege änderten den Alltag in Jongny kaum. Die Feldarbeit blieb vorherrschend. Die Ackerflächen nahmen zugunsten der Wiesen ab. Der Rebbau blieb bei rund vier Hektaren stabil. Neben der Landwirtschaft kamen der Strassenbau, das Gastgewerbe und der Handel hinzu. Zudem zogen zahlreiche Hausierer durch das Gebiet.
Der materielle Fortschritt zeigte sich durch die Installation der öffentlichen Beleuchtung (zwei Lampen) und vor allem durch den Bau eines neuen Schulhauses im Jahr 1893, das zwei Klassenzimmer, eine Turnhalle, einen Gemeindesaal, zwei Lehrerwohnungen, Keller und grosse Dachböden für Brennholz umfasste. Die Bevölkerung zählte etwa 300 Einwohner.
1892 wurde der erste Gemeinderat mit 45 Mitgliedern eingesetzt (dem gesetzlich vorgeschriebenen Minimum). Es wird vermutet, dass es schwierig war, genügend Freiwillige zu finden, da nur 36 anwesend waren. Erst das kantonale Gesetz von 1956 senkte die Mindestzahl auf 30. Der Gemeinderat entschied sich – auf Vorschlag der Exekutive – für dieses Minimum. Die Einführung des Frauenstimmrechts und das Bevölkerungswachstum ermöglichten ab der Legislatur 1990–93 einen Rat mit 50 Mitgliedern.
Zeitgenössische Periode
Der bevölkerungsdruck
Zählte Jongny im Jahr 1900 noch 300 Einwohner, so überschritt die Bevölkerung vor Ende des Jahrhunderts rasch die Marke von 1000. Die ursprünglich im Dorf konzentrierten Häuser breiteten sich allmählich am Hang zum Genfersee aus. Neue Quartiere entstanden in Petit Maconnaix, Faug, Perrette, Cherpenau und Laviau. Um die Orientierung (und die Arbeit der Postboten) zu erleichtern, wurden die Wege benannt – meist nach bestehenden Flurnamen –, und die Häuser nummeriert.
Über mehrere Jahre hinweg erforderte die Sanierung der Gemeindestrassen sowie der Ausbau der Wasser-, Abwasser-, Elektrizitäts- und Gasnetze erhebliche Investitionen, um dem Bevölkerungsdruck gerecht zu werden. Jongny, das bis dahin mittels einer Vereinbarung mit der Gemeinde Remaufens mit Wasser versorgt wurde, musste sein Netz an den Service des Eaux Vevey-Montreux verkaufen und wurde 1973 Mitglied, um die Versorgung langfristig sicherzustellen.
Die Gemeindeverwaltung, die zuvor in den Wohnungen der Zuständigen (Greffe, Bourse, Sozialversicherungen) ausgeübt wurde, wurde 1980 im Gebäude «Les Rosiers» zusammengeführt, das die Gemeinde zu diesem Zweck erworben hatte. Fortan wurde sie von vollamtlichen Angestellten geführt. 1996 zog sie in einen Neubau ein, der auch die Post und eine Tiefgarage beherbergte.
Der Wunsch der Bevölkerung nach einem Mehrzwecksaal musste zunächst hinter dem Bau eines zweiten Schulhauses (1984) zurückstehen, um dem Zustrom neuer Schüler gerecht zu werden. 1988 wurde ein Saal mit Bühne, Zivilschutzanlage und Feuerwehrlokal eingeweiht.
Der 1994 verabschiedete Zonenplan schränkt die Bauflächen stark ein. Neue Quartiere wie Praz-de-Crêt oder Sur-Jongny werden über spezielle Quartierpläne entwickelt. Es ist zu erwarten, dass Jongnys Bevölkerung allmählich den von URBAPLAN vorgesehenen Schwellenwert erreicht: 2000 Einwohner!